Shanghai Journal 1

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Heute war mein erster Workshop-Tag hier in Shanghai. Ich bin hier, um die Mitarbeiter am chinesischen Standort eines deutschen Automobilzulieferers in persönlichem Wissensmanagement und vor allem effektivem Wissenstransfer zu schulen. Das Workshop-Konzept hierzu ist in Deutschland entstanden und mit den dortigen Mitarbeitern erprobt. Ich war also reichlich nervös, um ehrlich zu sein, ob dieses Konzept auch im chinesischen Kontext mit ausschließlich chinesischen Teilnehmern funktionieren wird.

Hier meine (ersten) Erfahrungen:

Workshop-Teile, in denen eine Frage an das Plenum gestellt wird und Einzelne mit ihrer Meinung hervortreten müssten, funktionieren nicht. Die gleiche Frage als Kleingruppenarbeit gestellt, an deren Ende ein Mitglied der Gruppe das gemeinsame Arbeitsergebnis präsentiert funktionieren hingegen gut. Nicht weiter überraschend, oder?

Überraschender war da schon, dass ein sehr großes Interesse am Thema Wissensmanagement besteht (beide angebotene Termine waren sehr schnell komplett ausgebucht und das Training soll mit lokalen Trainern auch nach meiner Abreise weiterhin angeboten werden). Die Teilnehmer sind sehr neugierig und haben ein durchaus differenziertes Konzept von ‚Wissen‘. Die These, dass neben Dokumentation vor allem Kommunikation und (persönliche) Interaktion wesentlich sind, stößt auf spontane Zustimmung und wenig Erstaunen. Trotz zahlreicher Restriktionen hinsichtlich der im Internet verfügbaren Informationsquellen (Google und Youtube beispielsweise sind nicht verfügbar, Wikipedia erstaunlicherweise ist nicht bekannt), ist die Informationsakquise über offene Quellen im Internet, wie z. B. MOOCs und TED, viel weiter verbreitet als in Deutschland und wird als Instrument eines persönlichen Wissensmanagements mit hoher Priorität genannt. Überhaupt das persönliche Wissensmanagement: Das Selbstverständnis als Wissensarbeiter mit einer eigenen Verantwortung hinsichtlich des individuellen Wissenskapitals ist deutlich ausgeprägter als ich das aus europäischen Organisationskontexten kenne.

Ach ja, und schließlich das Dauerthema „Wissen ist Macht“. Hier erntete ich eher bemitleidende oder unverständige Blicke: „But Gabriele, people DO want to share knowledge. It is only about adequate tools and structures.“. Na, dann…

Fortsetzung folgt.

 

(Bildquelle: destructivepixels.com)

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