Gedankenfundus oder Wrap up Tag 1 Kremser Wissensmanagement-Tage

campus krems

Ich bin mal wieder ins idyllische Krems zu den Wissensmanagement-Tagen an der dortigen Donau-Uni gereist und sitze und höre und reichere meinen Ideen- und Gedankenfundus an. In diesen picke ich nun – Vorsicht: ganz unstrukturiert – zum Tagesabschluss mal da und dort hinein:

  • Thema der diesjährigen Kremser Wima-Tage ist „Wissen wird smart“. Was soll das denn nun heißen? Laut Duden bedeutet smart „clever, gewitzt, ausgefuchst, geschäftstüchtig“ oder auch „von modischer, auffallend erlesener Eleganz, soigniert, exklusiv“. Wird Wissen also (endlich) geschäftstüchtig? Oder gar elegant?
    Nun, weder noch. Die Veranstalter wollten lediglich eine Verbindung zum aktuellen Dauerthema der digitalen Transformation schlagen. Nichtsdestotrotz gefällt mir die Idee eines „eleganten Wissens“.
  • A propos, Digitalisierung. Ich danke, Petra Wimmer von der Donau-Uni für die ehrliche Formulierung „digitale Rationalisierung“.
  • Kurz darauf stutze ich schon wieder, nämlich bei der Formulierung „Digitalisierung des Denkens“. Was kann ich mir darunter vorstellen? Dass wir nur noch binär in 0 und 1, schwarz und weiß denken? Das passiert ja leider aktuell durchaus erschreckend häufig. Oder bedeutet Digitalisierung des Denkens, dass wir nun auch im Sinne der digitalen Rationalisierung das Denken an die digitalen Assistenten auslagern. Nimmt man die kognitionspsychologische Definition von ‚Denken‘ ist das gar nicht so undenkbar: Denken ist demnach eine Mischung aus Gedächtnisleistung und logisch abstrakter Symbolverarbeitung. So gesehen, ist uns der Computer dank seiner Rechnerleistung als Denker gar überlegen, oder? Da halte ich es doch lieber mit Heidegger, für den das Denken einen Weg darstellt, wobei das zu-Denkende sich dem Menschen entzieht und ihn dadurch mitzieht. Das erscheint mir als ein zutiefst menschlicher und durch Algorithmen nicht zu imitierender Prozess. Also doch keine Digitalisierung des Denkens!?
  • So schwierig es ist, den Begriff des Denkens klar zu definieren, so schwierig ist es bekanntermaßen auch den Begriff des Wissens zu fassen. Wer von uns wüsste das nicht. Daher bin ich ganz dankbar dafür an eine gar nicht so neue und wunderbar pragmatische und knappe Definition des Wissenssoziologen Nico Stehr erinnert worden zu sein: Knowledge is capacity to act. Voilà.
  • Wenn unser Handeln auf unserem Wissen beruht, was sagt es dann über den Möglichkeitsraum unseres Handelns aus, wenn wir dank immer optimalerer Informationslogistik zunehmend in unserer customized information bubble nur noch unser eigenes Echo hören? Brauchen disruptive Innovation und die Option sich anders zu verhalten, als erwartbar eine Subversion der Informationslogistik im Namen der Effizienz?
  • Erleben wir bald eh das Ende der Effizienzdiktatur, weil zunehmende Vernetzung und damit einhergehend steigende Komplexität das Effizienzdenken, das auf Kalkulierbarbeit und Prospektion beruht, aushebelt?

Der Kopf brummt, der Tag in Krems geht zu Ende. Mein Denken zieht mich mit…

 

Gedankenfundus oder Wrap up Tag 1 Kremser Wissensmanagement-Tage


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