Ich bin erst kürzlich über ein schon nicht mehr neues, aber doch für mich neues Schlagwort gestolpert, mit dem einmal mehr versucht wird, unsere Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung und ihre Umwälzungen zu beschreiben: kognitiver Kapitalismus.
Der kognitive Kapitalismus bezeichnet – im Gegensatz (?) / in der Weiterentwicklung (?) des industriellen Kapitalismus – eine ökonomische Ordnung, deren Rohmaterial Kreativität und vornehmlich neues und innovatives Wissen sind. Es bezeichnet aber damit nicht nur die schöne und saubere Welt der freien Wissensarbeit(er), sondern auch die zunehmende Transformation von Daten, Informationen und Wissen zur Ware.
Vielleicht ist deshalb dieser Begriff des kognitiven Kapitalismus ehrlicher als der altvertraute der Wissensgesellschaft: Wissen ist unser sehr persönliches Kapital als Wissensarbeiter, was uns eine in der bisherigen Geschichte ungekannte Freiheit und ja, auch Macht verleiht. Gleichzeitig wird Wissen, oder vielmehr seine Grundlagen, also Daten und Informationen, immer stärker kapitalisiert – Stichwort Data Harvesting à la Google und Co. Mit teilweise durchaus auch ethischen Konsequenzen, die wir noch nicht überschauen oder auch uns eingestehen wollen.
Der kognitive Kapitalismus also – ein zweischneidiges Schwert. Und damit als Begriff im richtigen Maß irritierend.
Bild: Museum der Arbeit, Hamburg