Lernen

Erfahrungsbericht: Online-Vorlesung

Bereits seit einigen Jahren habe ich einen Lehrauftrag an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg als Dozentin für das Modul Knowledge Management Strategien und Modelle, das im Rahmen der Masterstudiengänge Informatik, Wirtschaftsinformatik und Wirtschaftsingenieurwesen angeboten wird. Diese Woche nun stand der erste Vorlesungsblock für das Sommersemester 2020 an: 3 Tage à 8 Stunden Präsenz – so die eigentliche Planung. In diesem Jahr musst jedoch die Präsenz durch eine Online-Veranstaltung ersetzt werden, bei gleichbleibender Stundenzahl und natürlich gleichbleibendem inhaltlichen Umfang.

Da weder die Studierenden noch ich 8 Stunden reiner Vorlesung per Webkonferenz ausgehalten hätten, habe ich das Konzept komplett überarbeitet und den Lehrstoff so auf Vorlesung/Vortrag, Selbstlernphasen und Gruppenarbeiten verteilt, dass die Dauer der Anteile echter Vorlesung/Vortrag bei max. 1 Stunde lagen, was für ein konzentriertes Zuhören schon anspruchsvoll ist. Für die Selbstlern- und Gruppenphasen habe ich teilweise Materialien aus dem Vorlesungsskript angereichert und anders aufbereitet, teilweise Videos meines Youtube-Kanals genutzt, teilweise Materialien aus dem Freien Kursbuch Wissensmanagement verwendet.

Da ich in der Präsenzveranstaltung viel Wert lege auf das gegenseitige Kennenlernen im Sinne des Schaffens eines ba, habe ich ein kurzes Vorstellungsvideo zu mir produziert und auf der Lernplattform zur Verfügung gestellt. Dann habe ich die Studierenden gebeten, noch vor der Vorlesung ebenfalls ein kurzes Vorstellungsvideo für alle im Kurs hochzuladen. Das haben tatsächlich fast alle schon vor Start der Vorlesung gemacht, sodass ein wenig ba auch virtuell möglich war.

Da die Implementierung einer Online-Meetingplattform seitens der Hochschule nicht rechtzeitig geklappt hat, habe ich den Webkonferenz-Account der GfWM genutzt – herzlichen Dank, liebe GfWM, das ich als Mitglied diese Möglichkeit habe! Die Applikation bietet die Möglichkeit, spontan Umfragen zu erstellen, was ich zwei oder drei Mal zur kleinen Zwischenaktivierung genutzt habe, z. B. mit der Frage, „Welches Wissensmanagement-Modell haltet ihr für eurer Unternehmen am geeignetsten?“. Die Plattform bietet außerdem so genannte breakout sessions, die sich für die Gruppenarbeitsphasen sehr bewährt haben.

Die Studierenden waren sehr diszipliniert und engagiert: Tatsächlich waren von 26 Eingeschriebenen an allen drei Tagen alle 26 die gesamte Zeit dabei. Das gab es bei einer Präsenzveranstaltung noch nie! Nach jeder Selbstlern- und Gruppenphase waren alle pünktlich in der Haupt-Session zurück und konnten sehr gut vorbereitete und aufbereitete Arbeitsergebnisse präsentieren – ich war und bin begeistert.

Was ist nun mein Fazit (bisher, im Mai folgt der zweite Block)?

  • Die Vorlesung hat auch in ihrer Online-Variante ‚funktioniert‘.
  • Das Konzept mit dem konsequenten Wechsel unterschiedlicher Lernszenarien mit klaren Aufgabenstellungen, einem vorab kommunizierten Zeitplan und über den Tag großzügigeren Pausen als bei der Präsenzveranstaltung hat sich bewährt. Bei zwei Retrospektiven zur Veranstaltung selbst, haben die Studierenden bestätigt, dass sie die Veranstaltung als abwechslungsreich und angenehm empfinden.
  • Interessanterweise waren die Studierenden am dritten Tag wahrnehmbar müde oder etwas schwerer zu motivieren – genau wie in der Präsenzveranstaltung auch.
  • Es war schwieriger die ’stillen Wasser‘ in der Gruppe zu identifizieren und zu animieren, da nicht immer deutlich war, wer gerade spricht. Nicht nur aus diesem Grund, werde ich beim nächsten Mal mehr darauf achten, dass bei längeren Redeanteilen die Webcam angeschaltet wird, um die Kommunikation stärker zu personalisieren und die ba-Bildung weiter zu unterstützen.

Ich freue mich auf den nächsten Block im Mai!

Wissenstransfer per Telefon

Diese Woche habe ich neue Erfahrungen in einem altbekannten Thema, nämlich Expert Debriefing, gesammelt.

Die Geschichte:
Am Montag stand der zweite und auch schon letzte Debriefing-Termin mit einer langjährigen Mitarbeiterin einer Kommunalverwaltung und deren Vorgesetzten an, wie so oft in der öffentlichen Verwaltung (noch) ohne Nachfolge. Aufgrund der aktuellen Situation war früh klar, dass der Termin nicht wie geplant vor Ort stattfinden konnte. Ich habe daher vorgeschlagen, das Gespräch virtuell über eine Webkonferenz zu führen. Ich muss gestehen zu meiner Überraschung – man neigt ja dazu unsere Verwaltung zu unterschätzen – waren alle Beteiligten bereit, sich auf dieses Experiment einzulassen. Auch, weil der letzte Arbeitstag der Mitarbeiterin unmittelbar bevorstand und es die letzte Chance war, weiteres wertvolles Erfahrungswissen zu sichern. Leider hat dann ein Technik-Check gezeigt, dass die Mitarbeiterin sich nicht mit der Webconferencing-Plattform verbinden konnte. Kurzentschlossen haben wir uns entschieden, dann einfach nur zu telefonieren. Und haben dies, einschließlich einer kurzen Pause, auch ungefähr drei Stunden lang getan.

Meine Erkenntnisse:
Wissenstransfer über das Telefon kann funktionieren. Allerdings war meines Erachtens sehr hilfreich, dass…
…ein erstes persönliches Gespräch bereits stattgefunden hatte
…die Wissenslandkarte in diesem ersten Gespräch schon grundlegend aufgebaut und zu einzelnen Themen bereits weit fortgeschritten war
…weitgehend gut strukturier- und verbalisierbare Arbeitsabläufe im Vordergrund standen
Wissenstransfer per Telefon ist sicherlich keine Option, wenn auch ein persönliches Gespräch möglich ist. Wenn dies nicht der Fall ist, sind Video- oder Webkonferenz eher die Mittel der Wahl. Aber wenn alle Stricke reißen, geht es tatsächlich auch per Telefon! Wieder was gelernt!

Sie wissen gar nicht, was ein Expert Debriefing ist? Dann schauen Sie hier.

Von Affen, Bananen und Wissensmanagement

Im Rahmen meiner Lehrveranstaltung „Wissensmanagement-Strategien und -Modelle“ an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg bitte ich die Studierenden eine so genannte Vorprüfungsleistung in Form eines kurzen Erklärvideos zu erbringen. Diese Woche war es dann wieder so weit: Während der Vorlesung haben wir uns die verschiedenen Videos zusammen angeschaut.

Das folgende von Christoph Holderbach und Kevin Erb will ich Ihnen nicht vorenthalten. Die beiden erklären auf sehr anschauliche Weise, was 5 Rhesus-Äffchen, Bananen und eine Dusche mit Lernen und Verlernen, mit Wissensmanagement und – ja – sogar mit der ISO 9001 zu tun haben. Viel Spaß:

Mit Hilfe der Kunst

In einem Fernsehbeitrag über die TBA21 Academy fand ich folgende Aussage des Leiters Markus Reymann sehr inspirierend: „Kunst kann Information in Erfahrung verwandeln und damit die Möglichkeit geben, darauf zu reagieren.“

Kunst als Medium der Wissensgenerierung. Kunst als notwendige Brücke zwischen toter Information und lebendigem Handeln. Kunst als Verflüssiger, wenn wir in der schönen Wasser-Analogie von Reinmann denken. Wissensgenerierung als Akt der Versinnlichung von Information…
Dieses Zitat eröffnet einen weiten Raum interessanter Assoziationen, finden Sie nicht?

Wie auch interessant ist, was die TBA21 Academy tut: Sie gehört zur Thyssen Bornemisza Art Contemporary Collection: „The Academy is dedicated to fostering a deeper understanding of the ocean through the lens of art and to engendering creative solutions to its most pressing issues. TBA21–Academy commissions interdisciplinary research that catalyses engagement, stimulates new knowledge, and inspires artistic production. Established in 2011, the nonprofit’s programme is informed by a belief in the power of exchange between disciplines and in the ability of the arts as a vessel for communication, change, and Action.“

Hier geht es zur Website mit weiteren Informationen zu den verschiedenen Projekten.

Wie Roboter lernen wie Menschen

Im Wissensmanagement beschäftigen wir uns immer wieder mit der Frage, wie wir lernen und wie letztlich Wissen entsteht. Diese Frage beschäftigt auch die Forscher auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz und der Robotik. Einer von ihnen ist Sami Haddadin, Leiter der Munich School of Robotics and Machine Intelligence.

Bei einem Vortrag an der Leibniz Universität Hannover demonstriert er gemeinsam mit Roboter Franka sehr eindrücklich, wie ein Roboter bzw. eine künstliche Intelligenz lernen kann, und zwar nicht durch die (stupide) Analyse millionenfacher Datensätze, sondern durch eine Nachahmung des menschlichen Lernprozesses: in a balance of exploitation and exploration (Haddadin). Das Video verdeutlicht nicht nur, wie Maschinen schon heute lernen können, sondern zeigt auch sehr schön, wie eigentlich unser menschlicher Lernprozess im Grunde funktioniert:

Vor Kurzem nun hat Haddadin das Experiment noch weiter getrieben: Bei einer Veranstaltung in der Pinakothek der Moderne hat er maschinelles kollektives Lernen demonstriert. Er stellte mehreren Robotern die Aufgabe ein Schloss zu öffnen. Wie in obigem Video lediglich durch Ausprobieren. Wie bei Franka in Hannover braucht es eine ganze Weile, bis der erste es schafft, den Schlüssel ins Schloss zu stecken. In einem zweiten Durchgang verbindet Haddadin die Roboter über das Internet. Sobald nun einer von ihnen einen Fehlversuch macht, lernen die anderen automatisch, dass es so nicht geht und wiederholen den Fehler bereits nicht mehr. Nach einer sehr kurzen Zeit schon stecken alle Schlüssel gleichzeitig im Schloss. Leider, leider gibt es von dieser Veranstaltung kein Video.

Wie schön hätte man dieses in Vorträgen und Workshops zum Thema Corporate Learning, Lessons Learned usw. verwenden können, gell?
Und auch ein wenig Schwindelgefühl: Die Roboter lernen wie Menschen lernen, was die Menschen lehrt, wie sie lernen…

Die Bienen, der MOOC und die freie Bildung

Die Bienen, der MOOC und die freie Bildung
Bienen open academy

Heute geht es mal um etwas ganz anderes, nämlich um Bienen: Mein Mit-Streiter in Sachen Wissensmanagement MOOC und Freies Kursbuch Wissensmanagement, Dirk Liesch, hat die open academy-Plattform, auf der unser Kursbuch zu finden ist, um einen Kurs zum Thema Bienen und Imkerei ergänzt. Hier teilt er sein Erfahrungswissen als begeisterter Hobby-Imker. Schauen Sie doch mal rein!

Und wenn Sie schon mal dort sind: Der Wissensmanagement MOOC, oder auch WMOOC, startet in diesem Jahr wieder am 3. Oktober – in diesem Jahr mit der Option einer begleitenden Ausbildung zum WM Professional. Seien Sie dabei! Natürlich jederzeit und immer gerne als Teilnehmerin und Teilnehmer, aber auch als Input-Geber einer Live Session, in der Sie über Ihre Erfahrungen mit Wissensmanagement oder mit einzelnen Werkzeugen aus dem Wissensmanagement berichten. Wenn Sie Interesse und etwas zu sagen / zeigen haben, melden Sie sich bitte einfach bei mir!
Sie sind auch herzlich eigeladen, das Freie Kursbuch mitzugestalten: Ihnen fehlen Inhalte? Inhalte sind aus Ihrer Sicht nicht mehr aktuell? Gerne können Sie als Autorin und Autor – natürlich unter Nennung Ihres Namens – mitwirken. Teilen Sie uns Ihre Verbesserungsvorschläge einfach mit!

Denn wie schon die Bienen wussten: Gemeinsam schafft man mehr (und weiß man mehr), gell?

Es gibt ihn – den learning tracker

Es gibt ihn – den learning tracker
Fitness Tracker oder Learning Tracker

Erinnern Sie sich noch an meine Idee eines learning trackers? Also einer App, ähnlich einer Fitness-App, die meine Lern-Events trackt und mich eventuell auch erinnert, wenn ich Lernziele nicht erreiche?

Die Idee war ja recht spontan und unausgegoren in einer meiner Vorlesungen entstanden, als die Studierenden mich fragten, wie diszipliniert ich selbst denn lernte. Nun ja…

Nun hat mich diese Woche Lukas von Hohnhorst, Stundent der Betriebswirtschaft an der Universität Mannheim, kontaktiert mit der Nachricht, er habe einen solchen learning tracker entwickelt, und zwar zunächst als persönliches Lerntagebuch für sich selbst. Doch lesen Sie selbst, wie er Entstehung und Nutzung seines Lerntagebuches beschreibt!

Bildquelle: www.choice.com.au

Deep Reading

Bleiben wir ein wenig beim Thema Digitalisierung:

Gehören Sie auch zu den Menschen, die Texte, mit denen Sie sich intensiver beschäftigen, ausdrucken? Und kommen Sie sich dabei auch manchmal peinlich altmodisch und unfit for the digital age vor? Dann kann ich Sie jetzt beruhigen: Im Herbst letzten Jahres haben sich fast 200 Forscher aus ganz Europa im norwegischen Stavanger getroffen, um über die Zukunft des Lesens zu debattieren. Die Ergebnisse dieser Debatte haben sie in der Stavanger-Erklärung festgehalten. Dort können Sie nachlesen, dass Papier immer noch der beste Träger für lange informative Texte ist, vor allem wenn es um ein tieferes Textverständnis geht und darum, das Gelesene auch zu behalten. Diese Aussage stützt sich auf eine Meta-Studie, die 54 Einzelstudien mit mehr als 17.000 Teilnehmern ausgewertet hat. Tröstlich, wenn man selbst zu den Ausdruck-Dinos gehört.

Eher Besorgnis erregend ist eine weitere Erkenntnis: Bildschirmleser überschätzen ihr Leseverständnis offenbar maßlos, was dazu führt, dass Texte mehr überflogen als gelesen werden. Und dieses unkonzentrierte Überfliegen dehnt sich auch auf das Lesen auf Papier aus. Insgesamt wird also unser Leseverständnis, die Fähigkeit konzentriert zu Lesen schlechter.

Was sind die Gründe? Dazu muss man sich nur selbst beobachten: Beim Lesen am Bildschirm bleiben wir tatsächlich selten beim Text, zu viele Ablenkungen, z. B. aufpoppende E-Mails, Tweets, Erinnerungen usw., stören die Konzentration – und wir lassen uns stören. Dem kann natürlich jeder von uns selbst entgegenwirken, indem wir solche potenziellen Störquellen für das Lesen am Bildschirm ausschalten.

Das geringere Leseverständnis hat, laut der Stavanger-Forscher, aber auch andere, tiefer liegende und weniger einfach zu beseitigende Gründe. Zum Beispiel embodied cognition. Damit wird die Tatsache bezeichnet, dass die Wahrnehmung von Text auch über unseren Körper funktioniert. Und dieser erhält beim digitalen Lesen weniger Orientierung, z. B. das Gewicht der bereits gelesenen bzw. noch zu lesenden Seiten eines Buches in der rechten und linken Hand. Weniger Orientierung bedeutet weniger Erinnerungsanker, wie die Neurobiologin Theresa Schilhab von der Universität Arhus und eine der Unterzeichnerinnen der Stavanger-Erklärung erforscht hat. In digitalen Texten sind wir weitgehend orientierungslos und daher findet unser Erinnerungsvermögen wenig Ankerpunkte.

Die Stavanger-Gruppe will nun herausfinden, wie das digitale Lesen verbessert werden kann. Noch gibt es dazu keine Patentrezepte.

Übrigens, haben die Forscher auch festgestellt, dass die konzentrierte Rezeption kognitiv anspruchsvoller Texte schlichtweg Übungssache ist. Das hat nun wieder jeder von uns selbst in der Hand, gell?

Haben Sie es bis hierher geschafft? Und was konnten Sie sich aus dem – zugegeben recht langen – Blogbeitrag merken?

Macht die digitale Transformation Wissensmanagement obsolet?

Macht die digitale Transformation Wissensmanagement obsolet?
Bildquelle: integrify.com

Diese Frage stellte mir zum Jahresauftakt einer meiner Kunden in einem KM Strategy Talk, den wir regelmäßig führen. Anlass also, mich etwas intensiver mit dem Verhältnis von Digitalisierung und Wissensmanagement gedanklich auseinanderzusetzen. Hier meine Ideen (die Sie gerne kommentieren oder weiterführen dürfen):

  • Trotz vieler verheißungsvoller oder auch erschreckender Zukunftsszenarien, die mit Blick auf das maschinelle Lernen und künstliche Intelligenz entworfen werden, befinden wir uns beim Thema Digitalisierung in den Organisationen heute de facto nach wie vor auf der Stufe Daten- und Informationsmanagement. Wenn wir an die Northsche Wissenstreppe denken, kann eine wesentliche Aufgabe von Wissensmanagement darin bestehen, den Schritt von Daten und Informationen zu Wissen, zu unterstützen. Dieser ist m.E. derzeit noch in den meisten Szenarien ein zu tiefst menschlicher. Das ist nun gewiss nicht neu, doch wird diese Aufgabe aufgrund des (über)mächtigen Drucks, den die Fülle an Daten und Informationen ausübt, drängender. Dazu kann die Aufbereitung von Daten und Informationen, Stichwort Visualisierung, ebenso gehören wie das Erlernen der Kunst, die richtigen Fragen zu stellen und die Antworten zu verstehen. Wissensmanagement also unmittelbar an der (technischen) Schnittstelle zum Daten- und Informationsmanagement.
  • Nicht nur die Unternehmen, auch die Menschen sind mit der Daten- und Informationsflut überfordert (vgl. Artikel der RWTH Aachen). Der Bedarf an Überblickswissen, an Prozess- und Systemverständnis steigt. Auch hier kann Wissensmanagement Nutzen stiften:
    • in einer zunehmenden Verschmelzung von Wissensmanagement und Personalentwicklung im Sinne eines corporate learning durch die Unterstützung prozessintegrierten und kontinuierlichen Lernens
    • durch die Befähigung zum persönlichen Wissensmanagement (auch mit dem Ziel einer ausgeprägten Ignoranzkompetenz) mit dem Ziel der produktiven Wissensarbeit
    • durch die Unterstützung einer Vernetzung der Köpfe als Gegenpol zur Vernetzung von Daten und Informationen; gerade in Zeiten der Digitalisierung ist der Community-Gedanke vielleicht einer der wirkmächtigsten
  • Natürlich wird auch die Zusammenarbeit immer stärker virtualisiert (dezentrale Teams, mobiles Arbeiten usw.). Vielleicht ist ja Virtualisierung viel eher das Neue, das wir aktuell erleben, und nicht die Digitalisierung, die ja im Grunde mit dem Rechnerzeitalter schon vor Jahrzehnten begonnen hat. Aber das ist ein anderes Thema. Für die Kollaboration in virtuellen Teams und Netzwerken gibt es zahlreiche smarte IT-Tools, doch auch hier erleben wir in vielen Organisationen ein Scheitern, weil der Bedarf an Orientierung nicht erkannt, oder nicht akzeptiert wird. Hier kann Wissensmanagement konkrete Use Cases, gegebenenfalls heruntergebrochen auf entsprechende Templates, entwickeln, die diese Form der Kollaboration und des Wissensaustausches optimal unterstützen. Mit Blick auf den Einzelnen passiert etwas ähnliches ja gerade mit den so genannten digital workplaces. Auch hier sollte Wissensmanagement seine Perspektive einbringen, denn der digital workplace ist in erster Linie ein knowledge workplace.
  • A propos, workplace: Bei aller Digitalisierung und Virtualisierung hat in den letzten Jahren auch die Frage nach der besten physischen Arbeitsumgebung mächtig Fahrt aufgenommen. Organisationen investieren deutlich in neue Bürokonzepte usw. Auch hier kann und sollte sich Wissensmanagement einbringen: Wie können Kommunikation und Wissensfluss, aber auch konzentrierte individuelle Wissensarbeit durch entsprechende räumliche Settings unterstützt werden?
  • Und schließlich, bleibt eine alte Herausforderung nicht nur erhalten, sondern gestaltet sich in Zeiten rasanten Wandels und anflutender Daten und Informationen ungleich drängender, nämlich die Frage nach dem relevanten Wissen – für die Organisation genauso wie für den Einzelnen, mit Blick auf Hier und Heute genauso wie mit Blick auf die Zukunft. Es wird Zeit, Wissensmanagement als strategischen Akteur zu positionieren!