Digitalisierung

Müssen wir unsere Definition von ‚Wissen‘ überdenken?

Wie wahrscheinlich die meisten von Ihnen, habe ich in den letzten Wochen immer mal wieder ein Schwätzchen mit ChatGPT geführt, dem auf einer Künstlichen Intelligenz basierenden Chatbot der Firma OpenAI. Und da ich seit Jahren, wie wahrscheinlich ebenfalls die meisten von Ihnen, meinen Studierenden erzähle, ein Merkmal von Wissen sei, dass es an Personen gebunden ist (im Unterschied zu Daten und Informationen), habe ich den Chatbot gefragt:

Kann man bei einer KI von Wissen sprechen?

Die Antwort kam, wie immer prompt:
Ja, bei einer KI kann man von Wissen sprechen. Eine KI ist ein Programm, das auf einem Algorithmus basiert und darauf trainiert wird, aus Daten und Erfahrungen zu lernen, Muster zu erkennen und Entscheidungen zu treffen. Wenn eine KI erfolgreich trainiert wurde, kann sie ein umfangreiches Wissen über das zugrunde liegende Problem oder den Anwendungsbereich haben.
Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass das Wissen, das eine KI besitzt, auf den Daten und Erfahrungen basiert, die ihr während des Trainings zur Verfügung gestellt wurden. Die Qualität und die Art der Daten und Erfahrungen, auf die die KI trainiert wurde, können das Wissen beeinflussen, das die KI besitzt. Daher müssen Entwickler und Trainer von KI-Systemen sicherstellen, dass die Daten und Erfahrungen, auf die die KI trainiert wird, von hoher Qualität und angemessen sind, um ein sinnvolles und aussagekräftiges Wissen zu gewinnen
.

Klingt schlüssig, oder? Stutzig gemacht hat mich hier jedoch der Begriff der ‚Erfahrung‘. In der Philosophie versteht man unter Erfahrung die durch die Sinne vermittelte Gewissheit der äußeren und inneren Dinge. Erfahrung hat in diesem Verständnis einen unmittelbaren lebensweltlichen Bezug. Wenn wir also sagen, dass Wissen aus einer Verknüpfung von Daten und Informationen mit Erfahrung hervorgeht und wir diesem Verständnis von Erfahrung folgen, bedeutet der Schritt hin zum Wissen einen Abgleich mit einer unmittelbar sinnlich erfahrenen äußeren Lebenswelt.

Dazu passt eine kleine Anekdote über den Musiker und Dichter Nick Cave:
Ein Fan hatte Nick Cave einen Songtext geschickt, den er durch ChatGPT hatte produzieren lassen. Die Aufgabe war, einen Songtext im Stil von Nick Cave zu schreiben. Herausgekommen sind Zeilen wie „I’ve got the blood of angels on my hands / I’ve got the fire of hell in my eyes“. Durchaus Nick Cave-ish. Nick Cave reagierte darauf wie folgt: Das Ergebnis sei eine groteske Verhöhnung dessen, was es heißt ein Mensch zu sein. Songs entstünden aus Leiden, sie basierten auf einem komplexen inneren Schöpfungskampf. Daten litten nicht.
Und sie machen (noch) keine unmittelbaren Erfahrungen.

Oder machen wir es uns damit zu einfach in der Wahrung des Anspruchs Wissen sei ausschließlich menschlich?

Fortsetzung folgt.

WMOOC Live Session zum Digitalen Zwilling der Organisation online

Und es geht weiter mit der kleinen Serie an WMOOC ’22 Live Sessions. Im November haben wir uns mit einem sehr innovativen Thema beschäftigt. Dem so genannten ‚Digitalen Zwilling‘. Sie wissen nicht so recht, was darunter zu verstehen ist? Oder welchen Bezug dieses Thema zu Wissensmanagement hat? Lukas Klaßen hat es in seiner Live Session sehr anschaulich erzählt (Dauer 54’46 Min):

Der WMOOC ’22 geht übrigens in der nächsten Woche zu Ende. Aber nach dem WMOOC ist ja immer auch vor dem WMOOC. Am 3. Oktober 2023 starten wir in eine neue Runde. Wenn Sie Anregungen und Wünsche für interessante Live Sessions aus Theorie und Praxis haben, freuen wir uns. Bitte einfach melden!

WMOOC Live Session zum Digitalem Zwilling

WMOOC Live Session zum Digitalem Zwilling
MOOC

In der nächsten Woche startet bereits das zweite Modul des diesjährigen Wissensmanagement-MOOC. Und wir freuen uns auf eine Live Session, in der wir uns mit einem innovativen technischen Thema beschäftigen: Digitaler Zwilling der Organisation: Bestehende Wissensressourcen einfach finden mit Lukas Klaßen von Knowledge in a Box.

Termin: 3. November, 10 Uhr

Wenn Sie gerne dabei sein möchten, schreiben Sie mir einfach! Oder registrieren Sie sich für den WMOOC-Newsletter! Dann erhalten Sie alle Session-Einladungen immer rechtzeitig inklusive der Einwahldaten.

Ideenlos im Homeoffice

Die Ideenfindung funktioniert in Präsenz besser als im virtuellen Raum. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie von Melanie Brucks von der Columbia University und Jonathan Levav von der Stanford University. Die beiden haben hierzu Experimente mit fast 2000 Teilnehmer:innen durchgeführt. Beispielsweise gaben sie je zwei Personen eine gemeinsame Aufgabe, die eine Hälfte der Proband:innen löste sie gemeinsam in einem Raum, die andere arbeitete online zusammen. Die in Präsenz zusammenarbeitenden Tandems kamen dabei nicht nur auf deutlich mehr Ideen, sondern nach Einschätzung Außenstehender waren es auch die kreativeren. Der Prozess der Ideenbewertung und -auswahl hat virtuell übrigens genauso gut funktioniert wie in Präsenz, kommt es hier doch weniger auf Assoziation als auf kognitiven Fokus und klare Argumentation an.

Die Schlussfolgerung der beiden Forschenden: Die Fokussierung bei der Online-Zusammenarbeit, wie blicken mehr oder weniger starr auf den Bildschirm, werden weniger abgelenkt, ist dem kreativen Prozess abträglich. Also, weniger Fokus und mehr Zerstreuung, wenn es kreativ werden soll!

Doch was, wenn ein persönliches Zusammentreffen gar nicht möglich ist? Lässt sich eine kreative Atmosphäre auch online erzeugen? Wie? Oder wenn ein Teil eines Teams sich in Präsenz trifft, ein anderer aber ’nur‘ online dazugeschaltet wird? Das New Normal des hybriden Arbeitens bietet noch viel Raum für das Experimentieren und Erfahrungen Machen. Dazu empfehle ich das aktuelle kuratierte Dossier der GfWM, dieses Mal auch mit einem Beitrag von mir zu Wissensmanagement in Zeiten des hybriden Arbeitens.

Wissensmanagement in Zeiten des hybriden Arbeitens

Wissensmanagement in Zeiten des hybriden Arbeitens
GfWM Dossier

So der Titel eines Aufsatzes von mir, der nun ganz aktuell in einem kuratierten Dossier der Gesellschaft für Wissensmanagement e. V. „New Normal“ erschienen ist:

  • Wie gehen wir mit dem Risiko einer (permanenten) Informations-Asynchronizität um?
  • Leidet unsere Kreativität und Innovationskraft in dauerhaft hybriden Settings?
  • Wie gestalten wir einen wirkungsvollen ba (Wissensraum)…?

Unsere aktuelle Arbeitssituation, die sich vermutlich für viele von uns verstetigen wird, wirft viele Fragen auf, auf die es noch nicht unbedingt Antworten gibt.

Ich wünsche auf jeden Fall viel Spaß bei der hoffentlich anregenden Lektüre!

Wie funktioniert Wissensmanagement in remote settings

Diese Frage hat sich Joshua Nick aus meinem Mastermodul Wissensmanagement-Modelle und -Strategien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg gestellt und in diesem kurzen und knappen Erklärvideo anschaulich beantwortet (Dauer 3’04 Min):

Finden Sie sich darin in Ihrer aktuellen Arbeitssituation auch wieder?

Das war nun schon das letzte Video aus dem Sommersemester 2021. Meinen ganz herzlichen Dank und nochmals ein dickes Lob an alle Studierenden für die kreativen und engagierten Beiträge.

Es gibt wieder Erklärvideos

…meiner Master-Studierenden aus dem Modul Wissensmanagement-Modelle und -Strategien an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg.

Wie nun schon seit einigen Semestern bitte ich die Studierenden als so genannte Vorprüfungsleistung ein kurzes Erklärvideo rund um das Thema Wissensmanagement zu erstellen. Und wie nun auch schon aus schöner Tradition möchte ich einige Beispiele mit Ihnen teilen.

Los geht es mit Eric Popple, der kurz, knapp und präzise erklärt, was ein Social Intranet ist und welchen Beitrag es zu einem Wissensmanagement leistet (Dauer 2 Min 08):

Schon mal ein kleiner Vorgucker: Was kommt noch? In den nächsten Wochen folgen ein Erklärvideo zur Sozialen Netzwerkanalyse und eines zum Luhmannschen Zettelkasten. Außerdem gab es in diesem Semester neben der Videoerstellung auch die Wahlaufgabe, ein Icon für Wissenstransfer zu entwerfen, und zwar ohne Zahnräder und ohne aufgeklappte Köpfe. Seien Sie gespannt! Die Studierenden waren sehr kreativ. Ich zumindest war begeistert.

Vor- und Nachteile des digitalen Lernens

Der WMOOC 2020 ist zwar vorbei, aber ein paar kleine Nacharbeiten gibt es noch: Es müssen die Aufzeichnungen der allerletzten Live Sessions noch bearbeitet und publiziert werden. Und so gibt es nun die Session mit Prof. Gerald Lembke von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zu einem hochaktuellen Thema: Digitale Medien im virtuellen Lernen – warum ich gegen „digitales Lernen“ bin und trotzdem digitale Medien nutze (Dauer 1:08 h).

Gerald Lembke beschäftigt sich schon seit Jahren mit den Vor- und Nachteilen digitaler Medien (nicht erst seit Corona) und berichtet in der Live Session sowohl aus der Forschung zu diesem Thema wie auch aus persönlichen Erfahrungen – so manch guter Tipp eines Profis eingeschlossen.

‚Trendreport Digitaler Staat‘ zu Wissensmanagement

Nicht nur die Auswirkungen des demografischen Wandels, auch die Digitalisierung treffen den öffentlichen Sektor aktuell und in den nächsten Jahren massiv. Beides Themen, die auch den Umgang mit Wissen in den Fokus rücken.

Darauf hat der Behörden Spiegel in Zusammenarbeit mit der Prognos AG reagiert und den aktuellen Trendreport Digitaler Staat dem Schwerpunktthema „Auf Wissen bauen – Mit systematischem Wissensmanagement zur digitalen Verwaltung“ gewidmet.

Für diese Publikation wurde auch ich als Expertin interviewt und hier steht der Trendreport kostenlos zum Download bereit. Viel Spaß bei der Lektüre.