Es gibt ein neues Video in meiner kleinen einfach erklärt-Reihe. Dieses Mal geht es – ganz einfach – um Persönliches Wissensmanagement.
Wie schon beim letzten Video zur Organisationalen Wissensbasis (alle Videos sind in meinem Youtube-Kanal zu finden) danke ich meiner Tochter Pauline Tempel für die kreative visuelle Umsetzung. Viel Spaß (Dauer 3’51 Min).
Ich freue mich, euch auf eine weitere Aufzeichnung aus unserem letzten WMOOC aufmerksam zu machen, die nun im open academy-Kanal verfügbar ist, und zwar aus zwei Gründen:
Zum einen, weil der Vortrag von Larissa Uebereck von Daimler Trucks zu Wissensmanagement in der Produktion ausgezeichnet und absolut anregend war, und außerdem ein im Wissensmanagement wenig repräsentiertes Thema aufgreift (Wissensmanagement jenseits des Schreibtischs).
Zum anderen, weil Larissas Arbeitgeber eine Veröffentlichung der Aufzeichnung zunächst abgelehnt hat – was aus den oben genannten Gründen sehr schade war. Dank Larissas Durchhaltevermögen und Überzeugungskraft dürfen wir das Video nun schließlich doch mit euch teilen.
Tatsächlich habe ich mich schon lange nicht mehr mit dem Thema der Wissensbilanz, insbesondere der Wissensbilanz – Made in Germany auseinandergesetzt. Eigentlich nur, wenn es im Rahmen einer meiner Vorlesungen, eher kurz, zur Sprache kommt. Nun musste ich aber bei einer Lektüre zu narrative economics stark an dieses Konzept denken. Der Begriff stammt vom Nobelpreisträger Robert Shiller.
Was meint narrative economics? Gemäß Niklas Luhmann kann Zukunft nicht beginnen (so der Titel eines Aufsatzes von ihm), weil sie immer die Projektion einer herrschenden Gegenwart sei. Jens Beckert vom Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung bringt es auf den Punkt: „Es gibt keine zukünftigen Fakten.“ Damit sei jede Beschreibung einer Zukunft eine Erzählung, auch in ökonomischen Modellen. Narrative economics eben. Der Kern von ökonomischen Modellen ist jedoch nicht die Erzählung, sondern die Information. Nichtsdestotrotz, wird unser Handeln als Individuum, als Organisation oder als staatlicher Akteur von imaginierten Zukünften bestimmt. Wir entscheiden und handeln im Ungewissen. Was bestimmt unsere Richtung?
Hier kommen wir, laut Shiller und Beckert, zurück zur Erzählung. Denn Zukunftsprognosen, an denen wir unser Handeln ausrichten, sind Erzählungen. Diese werden nun glaubwürdig, wenn laut Beckert drei Bedingungen erfüllt sind:
Nachprüfbare Fakten gehen in die Erzählung ein.
Die Geschichtenerzähler:innen haben eine vertrauenswürdige Reputation.
Die Geschichtenerzähler:innen binden sich selbst an ihre Geschichte, d.h. z. B. halten Aktien am eigenen Unternehmen, und zeigen dadurch, dass sie selbst an deren Eintreten glauben.
Was ist eine Wissensbilanz anderes als eine Zukunftserzählung einer Organisation? Mit Fakten (Leistungsindikatoren), vertrauenswürdiger Reputation (Mitglieder der Organisation selbst erzählen die Geschichte) und Selbstbindung (die Bilanz schließt an die Geschäftsstrategie an und manifestiert sich in konkreten Handlungen, die die Zukunft der Organisation mitgestalten).
(Jens Beckert: „What makes an imagined future credible?“, Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, Discussion-Paper 24, 5. Juli 2024)
In the last few months an expert group of the GfWM e.V. (German Society on Knowledge Management), of which I was a member, developed a rather comprehensive mindmap on Knowledge Management. This is now also available in English:
The Knowledge Management Mindmap is intended to provide a systematic overview of the main fields of action, models, methods and tools in the area of knowledge management. It was developed to make it easier for interested parties to get started in this diverse field. As a comprehensive guide, it is aimed at both individuals and organisations. It is important for us as expert group to emphasise that this list does not claim to be exhaustive. We have also deliberately decided not to evaluate nor rate the elements shown in the mindmap. The mindmap can be downloaded here in various formats.
Feel free to use it, distribute it, comment it, further develop it!
„Wer Fakten aufgibt, gibt die Freiheit auf. Wenn nichts wahr ist, kann niemand die Macht kritisieren, weil es keine Grundlage dafür gibt.“ Timothy Snyder
Ein evidenzbasierter Umgang mit Wissen ist wesentlich für eine Wissensgesellschaft. Die Entwicklung hin zu einer Wissensgesellschaft ist nicht teleologisch. Wenn wir nicht aufpassen, biegen wir falsch ab!
Da sitze ich nun im ICE auf der Heimfahrt vom diesjährigen Knowledge Camp der Gesellschaft für Wissensmanagement (GfWM e.V.), dem GKC, und versuche meine vielen Gedanken und Ideen ein wenig zu sortieren. Ganz im Sinne des Persönlichen Wissensmanagements PWM (Danke, Simon, für die schöne Session dazu): Einerseits weil ich das Erlebte in Ruhe reflektiere und damit dem Bild des Reflective Practitioner von Donald Schön folge, das für mich die wesentliche Grundhaltung im PWM repräsentiert. Andererseits weil ich diesen Blogbeitrag erstelle. Mein Blog ist nämlich ein wichtiges Element meines PWM, in dem ich selbst immer wieder Inhalte recherchiere. Ein weiteres kleines Puzzleteilchen eines outsourced memory.
Mal wieder hat sich auch in diesem Jahr bewahrheitet, dass für mich das GKC DIE inspirierendste Veranstaltung zu Wissensmanagement im gesamten Jahr ist. Nicht nur, weil ich viele Menschen wieder treffe, die ich schon lange kenne (Aspekt Klassentreffen, immer sehr schön), sondern auch, weil ich so viele neue Menschen kennenlerne. Und als überzeugte ‚Positive Ignorantin‘ (mehr zum wunderbaren Konzept der Positiven Ignoranz nach Ursula Schneider) kann ich den Wert des Netzwerk(en)s für mein PWM nicht hoch genug einschätzen.
A propos, neue Menschen: Ich war überrascht und begeistert, wie viele GKC Newbies dabei waren, also Personen, die das erste Mal am Knowledge Camp teilgenommen haben. Und ich war überrascht, wie viele Teilnehmende ‚Wissensmanager:in‘ oder ähnliche Titel als Stellenbezeichnung angegeben haben. Soviel zur ewig neuen und doch alten Unkerei, Wissensmanagement sei tot. Bei den Vorstellungsrunden fand ich außerdem bezeichnend, dass technische Hashtags, wie z. B. KI, Wiki usw., gar nicht so häufig genannt wurden, hingegen der Begriff ‚Lernen‘ in all seinen Facetten fast schon omnipräsent war.
Zurück zur Inspiration: Tatsächlich habe ich aus allen Sessions, an denen ich teilgenommen habe (und ich bin immer noch traurig ob der vielen Sessions, an denen ich nicht teilnehmen konnte mangels Gabriele-Klons), Anregungen und Ideen mitgenommen. In meinem Fall waren das Sessions zu PWM, Lessons Learned, Wissensmanagement-Strategie beim BSI (an diesem Projekt bin ich auch beteiligt), Wissen in Projekten, Wissensmanagement bei der GIZ. Vielen Dank an die Session-Geber:innen und die anderen Teilnehmenden für den tollen Input und die vielfältigen Denk-Trigger.
Tatsächlich wollte ich in diesem Jahr selbst gar keine Session anbieten. Dann wurde aber wohl in einer Session an Tag 1 mein Wissensgarten-Modell erwähnt, worauf der Wunsch geäußert wurde an Tag 2 doch dazu eine Session anzubieten.
Das habe ich dann auch gerne gemacht, zumal ich in der spontanen 5-Minuten-Vorbereitung festgestellt habe, dass der Wissensgarten ein kleines Jubiläum gefeiert hat: Die Idee dazu ist nämlich vor genau 10 Jahren entstanden, natürlich auf einem GKC! Und obwohl das Modell schon so alt 😉 ist, wurden in der Diskussion mit den Teilnehmenden auch dieses Mal wieder neue Assoziationen entwickelt: Ein Garten braucht Zeit, ein Garten braucht ganzjährig Pflege, damit im Herbst geerntet werden kann, ein Apfelbaum trägt nicht gleich im ersten Jahr Früchte, Mähroboter können Arbeit sparen, aber was sind die Konsequenzen?… Herzlichen Dank, liebe Mitgärter:innen in dieser Session.
So, jetzt muss ich aber langsam zum Ende kommen und weiter die vielen Fotos und Notizen sortieren und aggregieren, die ich vom GKC mitgebracht habe. Aber nicht ohne ein Schlusswort: Großen Dank an die GfWM und insbesondere das GKC Orgateam! Seit 15 Jahren wird diese wunderbare Veranstaltung ehrenamtlich organisiert. Das ist großartig!