Freiwiligkeit motivieren

Freiwiligkeit motivieren
Ehrenamt

Peter Drucker war schon in den 80er Jahren überzeugt: „In der Wissensgesellschaft gibt es nur Freiwillige.“

Nehmen wir diese Aussage nun einmal ernst und stellen uns die Frage: Was motiviert Freiwillige?

Motivationsfaktoren für freiwilliges Engagement sind:

  • Sinnhaftigkeit der Tätigkeit (Wozu?)
  • Wertschätzung
  • Soziale Interaktion
  • Selbstbestimmung
  • Möglichkeiten zur Selbstverwirklichung
  • Möglichkeiten zur Mitgestaltung (z. B. der Strategie)

Übertragen auf das Wissensmanagement einer Organisation bedeutet dies:

  • Ziele und Nutzen sind klar (kommuniziert) und wahrnehmbar und persönlich erfahrbar.
  • Die Führungskräfte schätzen das Wissen ihrer Mitarbeiter sowie deren Bereitschaft, dieses Wissen in der Organisation einzubringen. Und sie bringen diese Wertschätzung deutlich zum Ausdruck.
  • Wissensmanagement verlangt nicht nur Wissen in Datenbanken o.ä. zu dokumentieren, sondern bietet Raum und Anlässe für Interaktion und Kommunikation (unmittelbaren Wissensaustausch).
  • Der Mitarbeiter kennt die Rahmenbedingungen für seine Wissensarbeit, kann sich in diesem Rahmen aber weitgehend selbstbestimmt bewegen.
  • Wissensmanagement unterstützt die persönliche Entwicklung.
  • Wissensmanagement wird partizipativ gestaltet.

Vielleicht sind diese Faktoren nachhaltiger wirksam als viele Anreizsysteme?

 

Bild: Stiftung Naturschutz Berlin

Partner für Forschung zu internationalem Wissensmanagement gesucht!

Partner für Forschung zu internationalem Wissensmanagement gesucht!
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Wer meinen Blog schon eine Weile verfolgt, erinnert sich vielleicht an das „Shanghai Journal“ im Mai diesen Jahres. Kürzlich war ich für diesen Kunden nun auch in Detroit, USA, um auch dort Workshops zum Thema „Wissenstransfer“ durchzuführen (daher auch das Bild von den Motown Studios in Detroit).

Wenig erstaunlich: Der Umgang mit Wissen unterscheidet sich, ist in China anders als in USA anders als in Deutschland.
Umso erstaunlicher: Es gibt kaum Forschung zu „interkulturellem Wissensmanagement“, und das, obwohl der Wissenstransfer und die gemeinsame Wissensentwicklung in internationalen und kulturell heterogenen Teams immer mehr zum Tagesgeschäft auch kleinerer Unternehmen gehört. Warum untersucht als niemand, wo konkret die Unterschiede liegen? Und wie diese sich am besten überwinden oder ganz fruchtbar nutzen lassen? Warum untersucht niemand, wie ein Framework für internationale, interkulturelle Wissensarbeit aussehen kann?

Gute Fragen, oder? Und weil es gute Fragen sind, entwickle ich aktuell mit Partnern ein Forschungsprojekt zu genau diesem Thema. Die Projektskizze ist aktuell in der Entstehung.
Damit das Ganze funktioniert, sind wir nun auf der Suche nach Unternehmen (bis max. 1000 Mitarbeitern) mit solchen internationalen, kulturell heterogenen Teams, also Niederlassungen im Ausland, die bereit sind, ein oder mehrere dieser Teams als „Forschungsobjekte“ zur Verfügung zu stellen und als Gegenleistung von den Erkenntnissen unmittelbar zu profitieren.

Interessiert? Dann melden Sie sich bitte einfach bei mir!

Wo bleibt das Leben, wenn wir arbeiten?

Wo bleibt das Leben, wenn wir arbeiten?
Blick in die DEXINA-Arbeitswelt

Letzte Woche haben wir, ‚wir‘ heißt das Stuttgarter Regionaltreffen der GfWM, das Unternehmen DEXINA besucht, um uns dort eine so genannte neue Arbeitswelt einmal live anzuschauen.

Alles begann damit, dass sich Heiner Scholz, Gründer und Geschäftsführer der DEXINA GmbH vor ein paar Jahren fragte, wo eigentlich das Leben bleibt, wenn wir arbeiten. Work-Life-Balance war für ihn nicht genug, vielmehr sollte es um LIVE AT WORK (Leben bei der Arbeit) gehen. Dieses Konzept bestimmt heute nicht nur den Alltag der DEXINA-Mitarbeiter, sondern wird als Beratungs-, Coaching- und Entwicklungskonzept auch weiter vertrieben.

Das Ziel von LIVE AT WORK ist es, „Arbeit zu einem Sinnstifter und Freudegenerator“ zu machen, so Sandra Dambacher-Schopf, die Pressereferentin des Unternehmens, die uns durch die DEXINA-Arbeitswelt – sprich modern eingerichtete Open Space-Büros in Böblingen, führte. Es gehe nicht darum, Leben und Arbeiten auszubalancieren, sondern vielmehr zu integrieren und darüber eine emotionale Verbundenheit mit der Arbeit zu schaffen. Und dabei spielen die räumlichen Gegebenheiten eine entscheidende Rolle. Weshalb Räume, nach der DEXINA-Philosophie, auch von innen heraus, aus der Identität des Unternehmens und seiner Menschen heraus entwickelt werden sollten. Am Beginn eines Raumkonzepts steht also die Identitätssuche des Unternehmens. Dann werden die Mitarbeiter nach ihren konkreten Bedürfnissen befragt.

Im Falle von DEXINA selbst beruht die Arbeitswelt auf dem Konzept der Open Spaces, inklusive Gemeinschaftsküche, Kinderbüro, abgeschiedenen Denkerzellen und – das beeindruckte uns mit am meisten – Wänden, die dank einer Spezialfarbe komplett als „Whiteboards“ bis unter die Decke fungieren. Hinzu kommen spezielle statisch aufgeladene Zettel, die sogenannten DEXits, die Dexina mittlerweile in einem eigenen Online-Shop vertreibt und die problemlos auch an den Fenstern haften. Und die Mitarbeiter machen überall ausgiebig Gebrauch von den Möglichkeiten ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen.

Laut Dambacher-Schopf ist die Umsetzung des Konzepts bei DEXINA stark auf Mitarbeiter der Generation Y ausgerichtet, also Mitarbeiter, die sich bedingungslos einsetzen, wenn die Arbeit sinnstiftend ist, die für sich selbst und ihr Tun die Verantwortung übernehmen und die Freiraum zur Selbstverwirklichung beanspruchen – schließlich liegt der Altersdurchschnitt bei DEXINA bei 33 Jahren. Aber Achtung: Die konsequente Umsetzung eines solchen Konzepts bedingt auch, dass es für so machen Mitarbeiter genauso nicht passend ist und in seiner Radikalität auch nicht einfach (er)tragbar. Sicherlich kein Patentrezept für jede Art von Organisation.  Aber vielleicht doch ein Hinweis, wie die konkrete Gestaltung der Arbeitsumgebung im „war for talents“ oder auch im Kampf um den Wissensarbeiter zunehmend wichtig wird. Neben zahlreichen Auszeichnungen, darunter den New Work Award und den German Design Award, zeigt sich der Erfolg des Konzepts für DEXINA nach eigener Aussage unter anderem auch in 400% mehr Initiativbewerbungen, 29 Prozent weniger Krankheitstage und 4 Mal mehr Kindern.

Wer neugierig geworden ist: In diesem Video erläutert Heiner Scholz selbst seine Ideen zu Leben bei der Arbeit:

Modul 1 des WMOOC erfolgreich beendet, weiter geht es mit Modul 2

Modul 1 des WMOOC erfolgreich beendet, weiter geht es mit Modul 2
WMOOC

Das erste Modul unseres MOOC (Massive Open Online Course) zu Wissensmanagement – übrigens der erste deutschsprachige MOOC zu Wissensmanagement – ist nun zu Ende und die Teilnehmer dürfen sich nach reichlich Grundlagenwissen zum Thema nun über eine Woche „Ferien“ bis zum Start des zweiten Moduls freuen. Im zweiten Modul wird die strategische und nachhaltige Einführung von Wissensmanagement im Fokus stehen.

Besonders freuen Dirk Liesch und ich uns darüber, dass wir aktuell 389 registrierte Teilnehmer haben – über ganz Deutschland verteilt. Und nicht nur, wir freuen uns auch über einen Teilnehmer in Polen, einen Teilnehmer in Indien und einen Teilnehmer in Syrien.

Wenn Sie noch nicht eingeschrieben sind, es ist nie zu spät: Link zum MOOC

Gerne dürfen Sie auch die bisherigen Lehr- und Lerninhalte nutzen, die ja dauerhaft als frei verfügbare so genannte Open Educational Resource im Internet verfügbar sein werden. OER-Inhalte zu Modul 1 „Grundlagen“.

Das Zusammenstellen und Erstellen von Inhalten für den MOOC bzw. das OER hat nun auch dazu geführt, dass ich einen Youtube-Kanal mit kurzen Erklärvideos eingerichtet habe. Drei gibt es dort schon (Bausteine-Modell, SECI-Modell, WM-Audit), weitere werden folgen. Ich freue mich, wenn Sie mir dort eine kleine Nachricht hinterlassen oder den Kanal gar abonnieren. Natürlich dürfen Sie diese Videos, gerne mit Angabe der Quelle, auch für Ihren Kontext nutzen.

Soweit ein kleiner Zwischenstand in Sachen WMOOC und andere Aktivitäten. Nun muss ich weiter an den Inhalten für Modul 2 arbeiten…

Umfrage zum Status Quo Wissensmanagement und ISO9001

Vor einem Jahr hat eine Arbeitsgruppe von GfWM und DGQ in einer Umfrage den damaligen Status Quo zur Kenntnis über die neuen Anforderungen an den Umgang mit Wissen in der revidierten ISO9001 erhoben. Diese Umfrage möchten wir nun, ein Jahr nach der Revision, wiederholen. Ich freue mich über eine rege Beteiligung. Hier geht’s los.

Vielen Dank!

A propos, den vor einem Jahr erarbeiteten Leitfaden und die Ergebnisse der Umfrage aus 2015 gibt es hier.

Einen ersten Blick auf die Ergebnisse 2016 werden wir beim Q-Tag der DGQ am 17. November in Berlin werfen – in einem speziellen Workshop zu Wissensmanagement und ISO9001.

Herbstprogramm des GfWM Regionaltreffens Stuttgart

 

Als eine der Koordinatorinnen des GfWM Regionaltreffens Stuttgart freue ich mich ein dichtes und spannendes Programm für den Herbst ankündigen zu können:

Nachdem wir ja im Frühjahr durch den spannenden Vortrag von Herrn Niebling von der HeMa GmbH schon in das Thema neue Arbeitswelten, neue Organisationsformen eingestiegen sind, wollen wir dieses im Herbst noch vertiefen:

  • Das Fraunhofer IAO bietet ab September an einem so genannten Open Friday Führungen durch das ZVE:
    “Das »Zentrum für Virtuelles Engineering – Haus der Wissensarbeit« ist ein revolutionärer Labor- und Bürobau, in dem eine Arbeitsumgebung zur Förderung von Produktivität und Effektivität einerseits sowie Kreativität und Schöpfergeist andererseits geschaffen wurde.“
    Um unsere Diskussionen zu diesem Thema zu vertiefen, möchten wir gerne anbieten, einen gemeinsamen Termin (21.10., 18.11. oder 16.12., jeweils um 9 Uhr bis 10.30) für eine solche Führung zu finden. Zur Terminfindung haben wir ein doodle aufgesetzt.

    Natürlich besteht aber für jeden von Ihnen die Möglichkeit, sich unabhängig von einem solchen gemeinsamen Termin jederzeit für eine dieser Führungen anzumelden.
  • Mit einer Exkursion soll es dann im Oktober auch gleich weitergehen: Wir haben die wunderbare Möglichkeit das Unternehmen dexina in Böblingen zu besuchen.
    Zitat Unternehmens-Website: „Gemeinsam erschaffen wir deine ganzheitliche Arbeitswelt, welche die gewaltige Kraft des Pioniergeistes freilässt und dich und dein Unternehmen befähigt, die aktuellen und zukünftigen Herausforderungen zu meistern.“
    Wir werden uns vor Ort die innovative Arbeitsumgebung bei dexina selbst anschauen und bekommen Gelegenheit in einem Vortrag die dahinter stehende Philosophie kennenzulernen und Einblick in ein aktuelles Projekt zu nehmen.
    Unsere Exkursion zu dexina wird am 19.10. stattfinden, wieder unser üblicher Mittwoch. Eine ordentliche Einladung mit allen notwendigen Details folgt rechtzeitig. Aber reservieren Sie sich den Termin doch schon einmal im Kalender! Falls Sie noch nicht in unserem Einladungsverteiler stehen, bitte einfach kurz direkt bei mir melden!

 

Auch in diesem Jahr wird es außerdem wieder ein GfWM knowledgecamp geben und auch in diesem Jahr ist VOLLMAR Wissen+Kommunikation als Supporter dabei. Das Knowledgecamp findet dieses Mal mitten in Berlin statt, am 22. und 23.11.: Weitere Informationen dazu sowie Möglichkeiten zur Anmeldung (für GfWM Mitglieder wie immer kostenfrei) über XING (auch für Nicht-XINGianer).

 

Und schließlich, regelmäßige Leser meines Blogs wissen das schon, startet der WMOOC, ein freier und offener Online Kurs rund ums Wissensmanagement am 4. Oktober, die kostenfreie Registrierung ist jetzt möglich. Wir freuen uns, wenn möglichst viele aus unserer Stuttgarter Regionalgruppe teilnehmen. In Kürze folgen Informationen zu einer regionalen Lerngruppe während des MOOC.
Gerne dürfen Sie sich direkt bei mir melden, wenn Sie den MOOC noch inhaltlich – z. B. durch ein eigenes Fallbeispiel zum Wissensmanagement – oder finanziell unterstützen möchten (mehr Informationen)

 

Nun freue ich mich darauf, möglichst viele von Ihnen bei der einen oder anderen Veranstaltung im Herbst zu treffen. Bis dahin!

Ein frei verfügbares Lehrbuch zu Wissensmanagement entsteht

Ein frei verfügbares Lehrbuch zu Wissensmanagement entsteht
WMOOC

Ich habe an dieser Stelle ja schon das eine oder andere Mal über den Wissensmanagement MOOC berichtet, den ich gemeinsam mit Dirk Liesch aktuell konzipiere und dann ab Oktober durchführen werde. Wenn Sie sich noch nicht eingeschrieben haben sollten, erinnere ich gerne daran, dass die Registrierung jetzt möglich ist. Darum soll es in diesem Blogbeitrag aber gar nicht gehen, sondern um die Idee, die eigentlich hinter dem MOOC steckt:

Ergebnis des MOOC soll ein frei verfügbares „Lehrbuch“ zu Wissensmanagement sein, eine so genannte OER, eine Open Educational Resource. D.h. alle Materialien, die aktuell für den MOOC entstehen bzw. zusammengestellt werden, sollen auch nach dem MOOC dauerhaft frei verfügbar im Internet als Lehr- und Lernmaterialien zur Verfügung stehen. Und zwar als einzelne Content-Module, die nun im MOOC und auch auf der OER-Plattform einem von uns festgelegten Curriculum folgen, aber auch unabhängig davon – und durchaus auch selektiv – rezipiert oder für eigene Schulungsmaßnahmen genutzt werden können. Wie ist das gemeint? Unternehmen, Verwaltungen, Hochschulen sollen diese Inhalte nutzen und in eigene Angebote integrieren können, z. B. um Trainings zu Wissensmanagement nach einem Flipped-Classroom-Ansatz anzubieten.

Warum tun wir das? Warum geben wir als Berater Know-how kostenfrei ab und ermöglichen es anderen – auch anderen Beratern – diese Inhalte zu nutzen? Nun, vielleicht, weil das Wissensmanagement ist? Weil Wissen mehr wird, wenn man es teilt?
Zugegeben, es ist ein Experiment, aber wir sind zuversichtlich, dass wir nicht enttäuscht werden.

Übrigens: Wenn Sie dieses Experiment unterstützen wollen, freuen wir uns. Mehr Informationen dazu, wie Sie das tun könne, finden Sie hier.

Anmeldung zum Wissensmanagement MOOC 2016 ist freigeschaltet

Anmeldung zum Wissensmanagement MOOC 2016 ist freigeschaltet
WMOOC

Seit heute ist die Anmeldung zu unserem Wissensmanagement MOOC (Massive Open Online Course, also ein kostenloser freier Online-Kurs rund ums Thema Wissensmanagement) auf der mooin-Plattform freigeschaltet.

Der WMOOC selbst startet am 4. Oktober und gliedert sich in folgende 4 Hauptmodule:

  • Oktober 2016 – Modul 1: Grundlagen
  • November 2016 – Modul 2: Wissensmanagement-Einführung in der Organisation
  • Dezember 2016 – Modul 3: Wissensmanagement-Werkzeuge und -Methoden
  • Januar 2017 – Modul 4: Praxisbeispiele aus Unternehmen, Verwaltung und Non-Profit-Organisationen

Jedes Modul dauert 3 Wochen. Für jede dieser Wochen gibt es eine Lektion, welche die jeweiligen Themen, Aufgaben und Termine  der Woche enthält. Pro Woche sollten Sie ca. 3 Stunden Lernzeit einplanen. Je nach Ihren Vorkenntnissen und Ihrem konkreten Interesse, können Sie das Curriculum aber natürlich auch nur in ausgewählten Teilen bearbeiten. Neben Materialien für das Selbststudium wird es auch so genannte Live Sessions geben sowie (regionale) Lerngruppen und Foren zum Austausch mit anderen Teilnehmern und natürlich den Dozenten und Tutoren.

Ich freue mich auf eine rege Teilnahme. Wir sehen uns im MOOC!

Age of Experts?

Age of Experts?
einstein - ein anerkannter und bewunderter Experte

Wir leben in wissensintensiven Zeiten und damit, so sollte man annehmen, quasi automatisch in einer Hochzeit des Expertentums und der Experten. Aber ist das tatsächlich so?

Einerseits ja, denn rein quantitativ betrachtet, sind wir jederzeit und überall umzingelt von Experten zu allen möglichen relevanten und irrelevanten Themen. Denken Sie nur an die in Dauerschleife laufenden Informationssendungen und Talk Shows. Doch kommen dort tatsächlich Experten zu Wort oder eher Expertendarsteller? Also Menschen, denen es teilweise perfekt und unterhaltsam gelingt, ihre mehr oder oft auch weniger vorhandene Expertise in schnittige und medienkonforme 10-Sekunden-Schnipsel zu packen. Wobei allzu oft nur Allgemeinplätze übrig bleiben oder die Grunderkenntnis, dass die Dinge halt schon recht komplex seien. Aha, denken wir da, das weiß ich auch ohne den Experten.

So entwertet diese Inflation von (Schein-)Experten zunehmend das eigentliche und in wissensintensiven Zeiten tatsächlich so notwendige Expertentum.

Und daran tragen wir selbst unseren Anteil, denn wollen wir nicht unterhalten werden? Simplify als Motto? Schon Max Weber stellte vor 100 Jahren fest, dass die Frucht vom Baum der Erkenntnis „aller menschlichen Bequemlichkeit unwillkommen“ sei. Und Einstein mahnte zwar, die Dinge einfach zu machen, aber eben nicht einfacher als sie nun mal sind.

Auf der einen Seite, nennen wir sie im klassischen Wissensmanagement-Jargon die Wissensnehmer, haben wir also den Ruf nach größtmöglicher Einfachheit (eventuell sogar gepaart mit dem Wunsch nach Unterhaltung).

Auf der anderen Seite, der der Wissensgeber, haben wir die Experten-Inflation, die diesem Wunsch nur zu bereitwillig nachkommt und dafür auf einen echten Wissenstransfer, echte Möglichkeiten zur Lehren und zu Lernen, Verständnis zu schaffen und Horizonte zu erweitern verzichtet.

Auf der Seite der Wissensgeber haben wir aber auch die Experten-Elite, die es keineswegs für notwendig erachtet die Anforderungen der Wissensnehmer zu berücksichtigen. Auch hier findet ein echter Wissenstransfer, ein echtes Lernen – wenn auch aus anderen Gründen – nicht statt.
Kürzlich war ich, wie die regelmäßigeren Leser meines Blogs bereits wissen, für einen Kunden in Shanghai, um in der dortigen Niederlassung des Unternehmens die lokalen Experten – in diesem Fall offizielle Teilnehmer einer Fachlaufbahn im Unternehmen – in Sachen erfolgreichem Wissenstransfer zu trainieren. Natürlich haben wir auch darüber gesprochen, wie der Transfer aus der deutschen Zentrale nach China denn so funktioniere. Und allzu oft war der Eindruck, dass die deutschen Experten ihre deutschen Lösungen präsentieren, ohne sich zu bemühen, diese kritisch zu hinterfragen und ggf. an einen spezifisch chinesischen Kontext anzupassen, und dass Ideen, Meinungen, Rückmeldungen, Erfahrungen aus China nicht gehört werden. Wir die Experten, die anderen unreife „Schüler“, diese Einstellung scheint, bewusst oder unbewusst, bei vielen vorzuherrschen.

Vielleicht ist es ja aber auch gar keine grundsätzliche Hybris der Experten, sondern ein vielfältiges Unvermögen:

  • mangelnde Kompetenz in der Vermittlung (auch komplizierter und komplexer) Sachverhalte
  • zu wenig Zeit, Dinge gemeinsam zu entwickeln, zu hinterfragen, anzupassen
  • zu wenig Zeit, damit beim Empfänger Verständnis auch reifen kann
  • mangelnde Motivation für einen echten Transfer, weil seitens der Führung nicht wahrnehmbar wertgeschätzt (entsprechende zeitliche Freiräume wären ein Zeichen einer solchen Wertschätzung)

Es geht also, mal wieder, um das Gestalten förderlicher Rahmenbedingungen für Wissensarbeit. Und dabei genügt es nicht, wenn das Wissensmanagement über Gelbe Seiten oder vergleichbare Tools Experten sichtbar macht, Das ist nur der allererste, kleinste und einfachste Schritt.

 

Bild: Media 1 faz.net