WMOOC 2023 gestartet

WMOOC 2023 gestartet
WMOOC

Letzte Woche, wie immer am 3. Oktober, ist der mittlerweile 7. Wissensmanagement-MOOC von Dirk Liesch und mir gestartet. Und wieder wird es inspirierende Live Sessions geben, bei denen auch Nicht-MOOC-Teilnehmer:innen dabei sein können. Am besten registrieren Sie sich für den WMOOC-Newsletter, um die Einladungen inklusive der Einwahldaten immer rechtzeitig zu bekommen. Hier schon mal eine kleine Vorschau auf einige der anstehenden Themen und Referent:innen:

  • 19. Oktober, 16 Uhr: Dirk Liesch berichtet über ein weiteres seiner Open Education Projekte, bei dem Smart Object Learning zur Anwendung kommt.
  • 24. Oktober, 17 Uhr: Manuel Mukkenfuß berichtet über das Wissensmanagement bei der EnBW AG mit einem Fokus auf dem Einsatz Künstlicher Intelligenz und Datenbrillen.
  • 9.11., 16 Uhr: Stefan Zillich setzt seine Live Session aus dem letzten Jahr zum Thema BOOK of Knowledge fort.
  • 13.11, 17 Uhr: Dr. Andreas Brandner, Gründer und CEO von Knowledge Management Austria KMA, berichtet über aktuelle Wissensmanagement-Initiativen in Afrika.
  • 14.11., 16 Uhr: Larissa Übereck von Mercedes Benz Trucks stellt ein innovatives Konzept für Wissensmanagement auf dem so genannten Shopfloor, also den Nicht-PC-Arbeitsplätzen vor.
  • 5.12., 11 Uhr: Thiemo von Gillhaußen von Congree berichtet, wie Terminologie und Ontologie zusammenhängen und was eine Ontologie für das Wissensmanagement leistet.
  • 12.12., 17 Uhr: Karsten Ehms, Wissensmanagement-Experte und Mitglied des Fachbereits der Gesellschaft für Wissensmanagement, stellt sein Konzept des Zero Bullshit Wissensmanagements vor.
  • Weitere noch nicht final terminierte Zusagen haben wir von Dr. Angelika Mittelmann (Mustersprache Wissenstransfer), Erik Schulz (Wissensmanagement bei DB Engineering), Prof. Ulrike Fasbender, Uni Hohenheim (Motivieren für Wissensmanagement) und einige andere…

Es wird also auch in diesem Jahr wieder intensiv, praxisorientiert und anregend. Wir freuen uns.

Wenn Sie nicht „nur“ bei den Live Sessions dabei sein möchten, sondern beim gesamten WMOOC, ist es noch nicht zu spät. Registrieren können Sie sich jederzeit auf der oncampus-Plattform.
Wir sehen uns!

WMOOC geht am 3. Oktober in die 7. Runde

WMOOC geht am 3. Oktober in die 7. Runde
WMOOC

Nun schon zum siebten Mal startet der Wissensmanagement-MOOC traditionsgemäß am 3. Oktober. Mehr als 2.000 registrierte Teilnehmende haben in den letzten Jahren über insgesamt 4 Monate hinweg, theoretische Grundlagen zu Wissensmanagement erworben und in zahlreichen Live Sessions deren Anwendung mit Vertretern der Praxis diskutiert. Für alle, die noch nicht dabei waren, besteht nun wieder die Gelegenheit. Und natürlich sind auch alle willkommen, die schon in den vergangenen Jahren dabei waren; die Live Sessions sind ja immer wieder neu und inspirierend und für alle Interessierte offen.

Entlang eines bewährten Curriculums, das sich am Kompetenzkatalog Wissensmanagement der GfWM orientiert, lernen die Teilnehmenden in vier jeweils dreiwöchigen Modulen die Grundlagen von Wissensmanagement kennen, erfahren sie, wie Wissensmanagement konkret eingeführt werden kann, erhalten sie einen Überblick über Werkzeuge und Methoden und lernen von zahlreichen Praxisbeispielen.

Dem WMOOC liegt das Freie Kursbuch Wissensmanagement zugrunde. Neben diesen Inhalten haben die Teilnehmenden die Möglichkeiten in wöchentlichen Live Sessions in den Dialog zu treten mit Vertreter:innen der Wissensmanagement-Praxis in unterschiedlichen Organisationen sowie mit bekannten Wissensmanagement-Expert:innen wie z. B. in den letzten Jahren Peter Pawlowsky, Klaus North, Pavel Kraus, Angelika Mittelmann. Angelika wird auch in diesem Jahr mit ihren Transfernaut:innen zum Thema ‚Mustersprache Wissenstransfer‘ dabei sein. Außerdem haben wir bereits Zusagen von tollen Praxisbeispielen wie EnBW, Mercedes-Benz Trucks und Deutsche Bahn Engineering. Und auch Fachexpert:innen haben bereits für Live Sessions zugesagt, neben Angelika Mittelmann aktuell Andreas Brandner von KMA zu Wissensmanagement-Initiativen in Afrika und Ulrike Fasbender von der Universität Hohenheim zum Allzeit-Thema ‚Motivieren für Wissensmanagement‘.

Eine Teilnahme am MOOC ist auch in diesem Jahr wieder kostenfrei, anmelden kann man sich über die oncampus-Plattform der Universität Lübeck.

Begleitend zum WMOOC wird für alle Interessierten eine kostenpflichtige Fortbildung zum:zur Wissensmanagement-Professional angeboten. Diese ergänzt das Online-Angebot des WMOOC um zwei Präsenzwochenenden (November und Januar) zum intensiven Erfahrungsaustausch und Praxiserproben in einer kleinen Gruppe. Mit einer Teilnahme an der Ausbildung wird gleichzeitig der WMOOC als kostenfreies OER (Open Education Resource) für alle unterstützt. Informationen und Anmeldung: https://wissensmanagement.open-academy.com/wp-content/uploads/2023/03/wissensmanagement_professional_ausbildung_2023_20230305.pdf

Wir freuen uns auf den WMOOC 2023! Seien Sie dabei!

Knowledge sharing in a public museum

In the last months, Dirk and I (the two coordinators of the German Knowledge Management MOOC, WMOOC) had quite difficulties re-editing the recordings of the WMOOC live sessions due to numerous new projects. But now Dirk is thankfully investing holiday time in exactly this task (Thank you so much, Dirk!!) and finally the fascinating session on Knowledge sharing as a part of project knowledge management in one of Polish public museums with Kamila Brodzińska from Jagiellonian University in Kraków is online (duration 53’56 min). As you may have guessed from the language of this post the session was held in English. Enjoy!

BTW, this year’s WMOOC will again start on October 3rd, just as the accompanying qualification to become a Knowledge Management Professional. Further information on latter can be found here. So, register to become part of the WMOOC community!

Warum Wissensmanagement? Zahlen, Daten, Fakten

Für den heutigen Post gibt es zwei Gründe:

  1. Wissensmanager:innen sind immer auf der Suche nach griffigen und Controlling-kompatiblen Argumenten, warum Wissensmanagement für die eigene Organisation wichtig ist.
  2. Ich nutze diesen Blog auch als Instrument meines Persönlichen Wissensmanagement und hoffe, im gegebenen Fall die folgenden Informationen hier selbst wieder zu finden 😉
  3. Marco Dettloff, Student an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg, hat für die Einleitung seiner Hausarbeit, die er bei mir als Prüfungsleistung schreiben musste und die ich gerade lese, dankenswerter Weise die folgenden Zahlen recherchiert. Danke, Marco!

Hier nun die nützlichen Argumente:

  • Prognos (2012): Der Anteil von produktionsnahen Tätigkeiten in Deutschland wird bis zum Jahr 2024 auf unter 20 Prozent sinken wird, während Tätigkeiten zur Schaffung und Verarbeitung von Informationen und Wissen bereits über 20 Prozent ausmachen werden.
  • International Data Corporation (2018): In US-amerikanischen Unternehmen werden im Durchschnitt 30 Prozent der Arbeitszeit für die Beschaffung und die Aufbereitung von für die ausgeübte Tätigkeit notwendigem Wissen benötigt.
  • IAB-Kurzbericht Nr. 14 (2014): Die durchschnittliche Beschäftigungsdauer beim selben Arbeitgeber der Jahrgänge 1978/1979 ist im Vergleich zu den Jahrgängen 1961/1962 bereits um rund 22 Prozent zurückgegangen.
  • Diese Entwicklung dürfte sich in den letzten Jahren eher noch verschärft haben. Dazu ein wenig eigene Recherche:
    – Bundesagentur für Arbeit (2022): Bei mehr als der Hälfte der Arbeitsplätze fand 2021 ein Personalwechsel statt. Branchenübergreifend ist im Durchschnitt 2021 ungefähr jede dritte Stelle neu besetzt worden.
    – Forsa (2022): 14 Prozent aller befragten 18-bis 29-Jährigen haben einen konkreten Wechselwunsch für das Jahr 2023. 37 % aller befragten Arbeitnehmer:innen sind 2022 offen für einen neuen Job oder haben sogar bereits konkrete Schritte in die Wege geleitet – das sind vier Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Unter den 30- bis 39-Jährigen ist fast jeder Zweite (48 %) bereit, zu einem neuen Arbeitgeber abzuwandern.
    – Prognos (2015): Bis 2020 haben wir in Deutschland eine Fachkräftelücke von 1,8 Millionen Personen, diese Lücke wird bis 2040 auf 3,9 Millionen anwachsen.
    – Wirtschaftswoche (2023): 75 Prozent der über 50-Jährigen und 57 Prozent der Befragten im Alter von 40 bis 49 Jahren bevorzugen eine langfristige Bindung an ihren aktuellen Arbeitgeber. So befinden sich etwa die Hälfte der Beschäftigten seit mindestens zehn Jahren bei ihrem aktuellen Arbeitgeber. Rund 50 Prozent der über 40-Jährigen können sich vorstellen, bis zur Rente in ihrem derzeitigen Beschäftigungsverhältnis zu bleiben.
  • Statistisches Bundesamt (2022): Bis 2036 knapp werden 13 Millionen Erwerbstätige in Deutschland das Renteneintrittsalter erreichen.

Praxisnahe Informationen rund um Wissensmanagement

Praxisnahe Informationen rund um Wissensmanagement
Website Johannes

Es macht schon ein wenig stolz, wenn einer unserer Wissensmanagement MOOC Teilnehmer nun mit einer eigenen informativen Website an den Start geht. So geschehen mit Johannes Dorf, wiederholt und sehr engagiert beim WMOOC dabei, der auf Wissensmanagement praxisnah + verständlich sein in Theorie und Praxis erworbenes Wissen nun seinerseits als offen zugänglichen Inhalt weitergibt. Diese Initiative bewerbe ich hier gerne. Vielen Dank, Johannes.

Ist eine KI kreativ?

Im letzten Blog-Post ging es um die Frage, ob eine Künstliche Intelligenz (KI) tatsächlich intelligent ist oder Intelligenz nur simuliert. Dabei sollten wir es uns nicht zu einfach machen und aus einer gewissen anthropozentrischen Hybris heraus Intelligenz schlicht als eine genuin menschliche Eigenschaft deklarieren. Denn es kommt darauf an, wie man Intelligenz definiert. Aber halt, das stand ja alles schon im letzten Post.

Dieser endete mit der Aussage, KI sei aufgrund ihrer Funktionsweise (Statistik + Stochastik) strukturkonservativ und damit also nicht kreativ (für einige Intelligenz-Konzepte ist Kreativität ein Element von Intelligenz). Fragt man, mal wieder, Chat GPT selbst, ist die Antwort verhalten diplomatisch (in Auszügen):

Als KI-System bin ich in der Lage, bestimmte Formen der Kreativität auf der Grundlage der Daten und des Wissens zu zeigen, die mir zur Verfügung gestellt werden.

Kreativität zeigen ist etwas anderes als kreativ sein, nicht wahr? Man könnte auch wieder das Verb ’simulieren‘ verwenden, das schon in mehreren vorausgegangenen Posts aufgetaucht ist. So hat eine KI wie ChatGPT mittlerweile gelernt, dass Gedichte oder Songtexte dann als besonders kreativ wahrgenommen werden, wenn darin unerwartete Wörter auftauchen, die Wahrscheinlichkeit, auf der die Texte an sich basieren, also durchbrochen wird. Das hier angewandte Verfahren nennt sich temperature sampling:
Dabei wird die Wahrscheinlichkeiten der generierten Texte manipuliert, indem eine ‚Temperatur‘ angewandt wird, die die Entropie oder Unvorhersehbarkeit des generierten Textes steuert. Konkret bedeutet dies, dass bei höheren Temperaturen die Wahrscheinlichkeit der Auswahl von weniger wahrscheinlichen Wörtern erhöht wird, was zu einer größeren Diversität des generierten Textes führt. Bei niedrigeren Temperaturen hingegen werden nur die am wahrscheinlichsten vorausgesagten Wörter ausgewählt, was zu einer höheren Vorhersehbarkeit des Textes führt. Damit wird der Eindruck von Kreativität erzeugt.

Es bleibt aber beim bloßen Eindruck von Kreativität, denn noch immer basiert alles – auch die gewählte ‚Temperatur‘ – auf Mustern und Strukturen, die in Trainingsdaten vorhanden sind. KI trifft keine bewussten Entscheidungen, sie hat keine eigenen Ziele und Motivationen. Die von KI-Systemen erzeugten Werke können originell sein, aber sie sind nicht das Ergebnis von emotionaler Intuition, Selbstausdruck oder Erfahrung wie es bei menschlicher, vor allem tatsächlich künstlerischer Kreativität der Fall ist.

Dies stellt jedoch bereits hohe Ansprüche an Kreativität. Für die – nennen wir es mal – Alltagskreativität taugt die KI durchaus: einen neuen Slogan finden, eine gute Überschrift für einen Text, eine passende Visualisierung für ein Konzept, Multiple-Choice-Fragen für eine Klausur… Auch wir Menschen sind in unseren vermeintlich kreativen Phasen nicht immer disruptiv kreativ, sondern wandeln lediglich Bekanntes ab.

Aber vielleicht ist die Frage weniger, inwieweit uns eine KI in Sachen Kreativität ersetzen kann, sondern wie sie uns dabei helfen kann selbst kreativer zu werden. Diese These vertritt zum Beispiel Ethan Mollick, der Innovation an der Universität von Pennsylvania lehrt: Er plädiert dafür, ChatGPT als Sparingspartner beim Brainstorming zu nutzen, denn ChatGPT produziert viele Ideen. Und unter vielen ist eventuell auch eine gute oder eine, die uns selbst inspiriert. Und hier kommt Go ins Spiel: Am 15. März 2016 schlug zum ersten Mal eine KI den menschlichen Go-Weltmeister. Ein Forscherteam der Universitäten Hongkong, Yale und Princeton ließ fast sechs Millionen menschliche Go-Spielzüge aus der Zeit 1950 bis März 2016 analysieren, mit dem Ergebnis, dass die Züge sich nicht verbessert hatten. Vielmehr war über die Jahre eine große Routine eingekehrt, eine Wiederholung des Bewährten anstatt innovatives Spielen. Und dann kam der Computer und plötzlich wurde das menschliche Spiel wieder kreativer und dadurch qualitativ besser, so die Erkenntnis des Forscherteams, das noch Daten bis 2021 ausgewertet hat. Dabei haben die Menschen keineswegs die neuen Ideen der KI nachgeahmt. Sie haben (wieder) eigene entwickelt. Die KI hat sie herausgefordert: „Das Spiel des Computers war so anders, dass ich mich erst einmal daran gewöhnen musste. Ich habe festgestellt, dass ich noch mehr über Go lernen muss.“ (Sedol Lee, der vom Computer besiegte Go-Weltmeister).

Den Menschen ungewöhnliche Sichtweisen bieten und sie dadurch auf ganz neue Ideen zu bringen – das scheint eine unerwartete Stärke von KI zu sein.

KI mal heiter zum Wochenanfang

KI mal heiter zum Wochenanfang
Torte der Wahrheit aus DIE ZEIT 23. März 2023

Ich freue mich sehr, dass sowohl hier als auch in LinkedIn über die Kommentare eine echte Diskussion rund um dieses Thema entsteht (z.B. Gedanken zum Deutschen Idealismus). Ich werde weiter denken und schreiben. Zum Start in die Woche aber mal etwas weniger Schwergängiges als Hegel ;-), gesehen und schnappgeschossen heute in DIE ZEIT.

Müssen wir unsere Definition von ‚Wissen‘ überdenken? – Fortsetzung

In meinem letzten Post habe ich einer Künstlichen Intelligenz (KI) Wissen abgesprochen, weil sie keine Erfahrung im Sinne eines unmittelbaren lebensweltlichen Bezugs machen könne. Man kann den von der KI selbst im Kontext Wissen verwendeten Begriff der Erfahrung (s. Folge 1 dieser kleinen KI-Nachdenkerei) aber auch anders verstehen: Nämlich als Ergebnis eines Lernprozesses, in dem „Erwartungen an Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge“ (übrigens Teil der Wissensdefinition von Probst) erfüllt werden oder eben nicht. Im Falle des Lernens der KI bedeutet dies, dass die KI ‚erfährt‘ (!), welche Antworten ihrerseits akzeptiert werden und welche nicht. Die Kumulierung einer solchen Erfahrung von Validität führt zu Überzeugung, führt zu etwas, das man auch als Wissen bezeichnen kann.

Erfahrung kann in diesem Kontext noch von einer anderen Seite betrachtet werden: Der Soziologe Oskar Negt definiert Erfahrung als Verarbeitung von Realität. Erfahrungen sind für Negt „Momente einer durch Begriffe und durch Sprache vermittelten schöpferischen Auseinandersetzung mit der Realität“. D.h. die KI hat einen mittelbaren lebensweltlichen Bezug durch die Nutzung versprachlichter menschlicher Erfahrung. Sie kann also zwar selbst keine Erfahrungen machen, aber die Erfahrungen anderer durchaus nutzen. Genügt dieser mittelbare Zugriff auf Erfahrung, um dann eben doch von einem nicht-personengebundenen Wissen zu sprechen?

Fragen wir doch nochmals die KI, in diesem Fall ChatGPT 3, selbst. Sie erinnern sich? Im letzten Post hatte ich gefragt, ob man bei einer KI von Wissen sprechen kann, was ChatGPT unbedingt bejaht hat. Nun lautet die Frage: Viele Definitionen sagen, Wissen sei an Personen gebunden. Stimmst du dem als KI zu?

Die Antwort – frei nach dem Motto, was interessiert mich mein Geschwätz von gestern:
Als KI-basiertes Sprachmodell habe ich kein eigenes Wissen im menschlichen Sinne, sondern ich bin in der Lage, auf eine enorme Menge von Informationen zuzugreifen und diese zu verarbeiten, um Fragen zu beantworten und Probleme zu lösen. Das von mir verarbeitete Wissen ist jedoch an Menschen gebunden, da es von ihnen erstellt und von ihnen in Sprache und Schrift festgehalten wurde. Das bedeutet, dass das Wissen, das ich verarbeite, von den Menschen geprägt ist, die es erstellt haben, und von den Menschen, die es nutzen, um ihre Entscheidungen zu treffen und ihr Verständnis der Welt zu erweitern.
Es gibt jedoch einige Einschränkungen bei der Fähigkeit von KI, Wissen vollständig zu verstehen, da Wissen oft durch kulturelle und soziale Kontexte geprägt wird, die KI möglicherweise nicht vollständig erfassen oder verstehen kann. Insgesamt würde ich jedoch sagen, dass Wissen eng mit den Erfahrungen und der Interpretation von Menschen verbunden ist und dass KI als Werkzeug genutzt werden kann, um menschliches Wissen zu erweitern und zu verbessern.

Das passt zu dem oben geschilderten Verständnis von mittelbarer, sprachlich vermittelter Erfahrung. In der neuen Aussage erscheint nun ein weiterer interessanter Begriff, der des Verständnisses. Murray Shanahan, Professor für Kognitive Robotik am Imperial College London, schreibt in einem Preprint über Large Language Models: Damit ein Akteur Wissen besitzen könne, müsse er in der Lage sein, selbst Aussagen auf ihre Belastbarkeit hin zu prüfen und damit über die Konzepte von Wahrheit und Falschheit zu verfügen. Für solch eine Prüfung brauche es aber einerseits einen Zugang zur realen Welt. Andererseits müsse der Akteur über all jenes Hintergrundwissen verfügen, das wir Menschen als kulturell geprägte Sprachgemeinschaft teilen und voraussetzen, wenn wir die Gültigkeit von Aussagen beurteilen. Die geteilte Lebensform, die wechselseitigem Verstehen und Vertrauen von Menschen zugrunde liegt, fehle. KI könne auch nicht wirklich argumentieren, sie erwecke nur den Anschein, denn anstelle einer internen Darstellung einer formalen Logik, beruhten ihre Aussagen lediglich auf einer statistisch plausiblen Aneinanderreihung von Wörtern.

Womit wir doch wieder beim unmittelbaren lebensweltlichen Bezug, dem Zugang zur realen Welt wären, und bei einem noch weitergehenden Konzept, dem der Wahrheit. Diese ist keine göttliche, sondern eine kulturell geprägte. Womit wir uns der Frage nach dem Trainingsraum der KI, nach dem Risiko der Reproduktion sozialer Biases usw. nähern. Aber das vertagen wir auf einen nächsten Post!

Zum Abschluss noch ein Gedanke von Lucie Flek, Professorin für Sprachtechnologie Uni Marburg: „Wir haben ein grundsätzliches Problem mit der Definition von Intelligenz. Wir sind uns nicht einig,ob dafür wichtig ist, dass die Maschine tatsächlich über Wissen verfügt wie wir Menschen, oder ob es ausreicht, dass sie sich so verhält, dass es für den Menschen intelligent aussieht.“

Übrigens: Intelligenz kommt vom Lateinischen intellegere: verstehen

Versteht eine KI, was wir fragen und was sie antwortet?

Fortsetzung folgt.

Müssen wir unsere Definition von ‚Wissen‘ überdenken?

Wie wahrscheinlich die meisten von Ihnen, habe ich in den letzten Wochen immer mal wieder ein Schwätzchen mit ChatGPT geführt, dem auf einer Künstlichen Intelligenz basierenden Chatbot der Firma OpenAI. Und da ich seit Jahren, wie wahrscheinlich ebenfalls die meisten von Ihnen, meinen Studierenden erzähle, ein Merkmal von Wissen sei, dass es an Personen gebunden ist (im Unterschied zu Daten und Informationen), habe ich den Chatbot gefragt:

Kann man bei einer KI von Wissen sprechen?

Die Antwort kam, wie immer prompt:
Ja, bei einer KI kann man von Wissen sprechen. Eine KI ist ein Programm, das auf einem Algorithmus basiert und darauf trainiert wird, aus Daten und Erfahrungen zu lernen, Muster zu erkennen und Entscheidungen zu treffen. Wenn eine KI erfolgreich trainiert wurde, kann sie ein umfangreiches Wissen über das zugrunde liegende Problem oder den Anwendungsbereich haben.
Allerdings ist es wichtig zu beachten, dass das Wissen, das eine KI besitzt, auf den Daten und Erfahrungen basiert, die ihr während des Trainings zur Verfügung gestellt wurden. Die Qualität und die Art der Daten und Erfahrungen, auf die die KI trainiert wurde, können das Wissen beeinflussen, das die KI besitzt. Daher müssen Entwickler und Trainer von KI-Systemen sicherstellen, dass die Daten und Erfahrungen, auf die die KI trainiert wird, von hoher Qualität und angemessen sind, um ein sinnvolles und aussagekräftiges Wissen zu gewinnen
.

Klingt schlüssig, oder? Stutzig gemacht hat mich hier jedoch der Begriff der ‚Erfahrung‘. In der Philosophie versteht man unter Erfahrung die durch die Sinne vermittelte Gewissheit der äußeren und inneren Dinge. Erfahrung hat in diesem Verständnis einen unmittelbaren lebensweltlichen Bezug. Wenn wir also sagen, dass Wissen aus einer Verknüpfung von Daten und Informationen mit Erfahrung hervorgeht und wir diesem Verständnis von Erfahrung folgen, bedeutet der Schritt hin zum Wissen einen Abgleich mit einer unmittelbar sinnlich erfahrenen äußeren Lebenswelt.

Dazu passt eine kleine Anekdote über den Musiker und Dichter Nick Cave:
Ein Fan hatte Nick Cave einen Songtext geschickt, den er durch ChatGPT hatte produzieren lassen. Die Aufgabe war, einen Songtext im Stil von Nick Cave zu schreiben. Herausgekommen sind Zeilen wie „I’ve got the blood of angels on my hands / I’ve got the fire of hell in my eyes“. Durchaus Nick Cave-ish. Nick Cave reagierte darauf wie folgt: Das Ergebnis sei eine groteske Verhöhnung dessen, was es heißt ein Mensch zu sein. Songs entstünden aus Leiden, sie basierten auf einem komplexen inneren Schöpfungskampf. Daten litten nicht.
Und sie machen (noch) keine unmittelbaren Erfahrungen.

Oder machen wir es uns damit zu einfach in der Wahrung des Anspruchs Wissen sei ausschließlich menschlich?

Fortsetzung folgt.

WMOOC Live Session on ‚A short history of KM development‘

Even though the German Knowledge Management MOOC (WMOOC) already ended few weeks ago we are still polishing the recordings of our live sessions. One more is available now, one more in English language: Peter Pawlowsky of Chemnitz University talks about A short history of KM development, from knowledge distribution to knowledge sharing (83’19 min). He also gives a personal outlook on the future of KM. Enjoy!